- Eisner
- Eisner,1) Kurt, Publizist und Politiker, * Berlin 14. 5. 1867, ✝ (ermordet) München 21. 2. 1919; Schüler des Philosophen H. Cohen, schloss sich zunächst dem »Nationalsozialen Verein« F. Naumanns an, stieß jedoch später zur Sozialdemokratie. 1898-1905 war er Redakteur des »Vorwärts« (1905 als Revisionist entlassen). Seit 1910 lebte er als freier Schriftsteller in München. 1917 schloss er sich der USPD an und war im Januar 1918 einer der Führer des Munitionsarbeiterstreiks (Januar-Oktober 1918 deshalb in Haft).In der Novemberrevolution 1918 beteiligte sich Eisner führend am Sturz der Monarchie in Bayern, trat an die Spitze des Arbeiter-und-Soldaten-Rates und wurde am 8. 11. 1918 bayerischer Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen. Er vertrat einen eigenen, philosophisch begründeten Sozialismus (»Realpolitik des Idealismus«), wobei er Rätesystem und Parlamentarismus miteinander zu verbinden suchte. Da er sich von einem Kriegsschuldbekenntnis Deutschlands bessere Friedensbedingungen versprach, ließ er entstellte bayerische Aktenstücke zur Vorgeschichte des Weltkriegs veröffentlichen. Auf dem Wege zur Eröffnung des neu gewählten Landtags, in dem seine Partei, die USPD, nur 3 von 180 Sitzen gewonnen hatte, wurde Eisner von A. Graf Arco ermordet. Sein Tod wurde zum Signal für die Ausrufung der Räterepublik in Bayern.Ausgaben: Gesammelte Schriften, 2 Bände (1919); Die halbe Macht den Räten. Ausgewählte Aufsätze und Reden, herausgegeben von R. und G. Schmolze (1969).F. Fechenbach: Der Revolutionär K. E. (1929);H. Beyer: Von der Novemberrevolution zur Räterepublik in München (1957);F. Schade: K. E. u. die bayer. Sozialdemokratie (1961);A. Mitchel: Revolution in Bayern 1918/19. Die E.-Reg. u. die Räterepublik (a. d. Amerikan., 1967);Die Reg. E. 1918/19, bearb. v. F. J. Bauer (1987).2) Lotte H. (Henriette), Publizistin, * Berlin 5. 3. 1896, ✝ Garches (Département Hauts-de-Seine) 25. 11. 1983; Kunsthistorikerin und -kritikerin, ab 1927 Filmjournalistin; emigrierte 1933; 1945-74 Chefkonservatorin der Cinémathèque française, Paris; förderte deutsche Regisseure (W. Herzog, V. Schlöndorff, A. Kluge).
Universal-Lexikon. 2012.